Alice Guszalewicz
1866 - 1940
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Lebenslauf
- 17. September 1866: Alice Guszalewicz wird als Elisabeth Ludmilla Farkas in Pest als zweite Tochter von Joseph und Katharina Farkas geboren
- 13. September 1890: Bühnendebüt am Stadttheater Elberfeld in der Rolle der Leonore in Der Troubadour, gleichzeitig Engagement am Stadttheater Elberfeld-Barmen für die Spielzeit 1890/91 und Umzug nach Elberfeld
- 1. Oktober 1881 bis Ende Januar 1892: Engagement am Königlich freistädtischen Theater Preßburg, erstes Zusammentreffen mit Eugen Guszalewicz und gemeinsame Auftritte in Die Hugenotten; gemeinsamer Wohnort: Hotel Palugay
- 1892: Umzug nach Berlin; 1. September: Engagement an der Neuen Deutschen Oper Berlin; Oktober: Vertragsbruch und Umzug nach Coburg; 1. November bis Ende Dezember: Engagement am Herzoglich Sächsischen Hoftheater Coburg-Gotha
- Januar bis 31. Mai 1895: Umzug nach Gotha; 17. Juni bis 17. Juli: erste Auslands-Tournee in London
- 2. Februar 1897: Vertragsbruch und Abreise zu Eugen Guszalewicz nach Prag; März: Präsidium der Deutschen-Bühnenvereine erklärt Alice Farkas für kontraktbrüchig; 22. April: Heirat mit Eugen Guszalewicz in Dresden; 27. April: Geburt der Tochter Pauline Olga Johanna Eugenie Alice Guszalewicz in Prag
- 1898-1899: Auftrittsverbot an sämtliche Bühnen, die dem Bühnenverein angeschlossen sind
- 19. Juli 1900: Geburt der Tochter Eugenie (Genia) Guszalewicz
- März 1902: Freispruch vom Kontraktbruch
- 25. September bis Ende Dezember 1903: Engagement am Stadttheater Bern
- 1905: Umzug nach Köln; 1. September bis Ende Dezember: Engagement an den Vereinigten Stadttheatern zu Köln
- 30. Mai 1907: Tod von Eugen Guszalewicz
- 16. März 1908: Ernennung zur Herzoglich Anhaltischen Kammersängerin
- 8. Februar bis 15. März 1909: Gastspiel im Teatro Real Madrid als Brünnhilde in Die Walküre; 19. Dezember: Verleihung des Verdienst-Ordens für Wissenschaft und Kunst durch den Herzog von Sachsen-Anhalt
- 27. März 1912: die Theaterkommission lehnt eine Weiterbeschäftigung der Künstlerin über die Spielzeit 1913/14 hinaus ab
- 1913-1916: Spielzeiten an den Vereinigten Stadttheatern zu Köln; vielfältige Gastspiele u.a. in Madrid, München, Nürnberg
- 5. November 1915: Ablehnung einer weiteren Vertragsverlängerung durch die Theaterkommission
- 12. Januar 1916: Unterschriftenaktion der gesamten Kölner Prominenz, womit sie sich für eine Verlängerung des Vertrages der Primadonna einsetzen; am 5. Februar folgt eine Ablehnung des Gesuchs; 15. Juni: Abschiedsvorstellung in der Rolle der Isolde in Tristan und Isolde
- 1917-1918: Arbeit als Gesangspädagogin in Köln
- 1919-1927: Wechselnde Wohnsitze zwischen Köln und Berlin
- 1929-1930: Umzug nach Breslau
- 1931: Umzug nach Köln-Müngersdorf
- 1933: Wechselnde Wohnworte zwischen Weimar und Köln
- 1934: Offizieller Rückzug von der Bühne
- 1940: Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft; 25. November: Tod in München, Urnenbeisetzung (Grab 52 Wa 245) auf dem Melaten-Friedhof in Köln
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Zitate
„Isolde und Königin von Saba waren die beiden Gastrollen, in denen die Sängerin bald darauf vor das bekanntlich sehr anspruchsvolle Kölner Publikum trat und es zeigte sich alsbald, daß den vielerfahrenen Theaterfachmann sein Urteil nicht getrogen hatte, denn Alice Guszalewicz wurde an beiden Abenden ihres Gastspieles stürmisch akklamiert und die Folge war, daß ein mehrjähriger Kontrakt zu höchst vorteilhaften Bedingungen zwischen ihr und der Kölner Direktion zustande kam. – Binnen kürzester Frist erwarb sich Frau Guszalewicz das stattliche Repertoire von ca. 50 Partien und erwies sich mehr und mehr als die festeste Stütze und die hervorragendste Kraft des Kölner Opern-Ensembles. Sie ist der Typus der hochdramatischen Sängerin par excellence und gleich bewandert und geschult in allen Sätteln und in allen Stilarten.“ 1
„Letzten Samstag ging im Opernhaus neu einstudiert und in vollständig neuer dekorativer Ausstattung Wagners Lohengrin in Szene. […] Frau Guszalewicz hat viel von ihrer Salome und Elektra in ihre Ortrud mithineingenommen, wodurch das ‚fürchterliche Weib‘ zu einer wahrhaft dämonischen Größe aufwuchs; ein wundervolles Bild bot sie dar, als sie bei Lohengrins Abschied mit ihrem auf das schwarze Gewand lang herabwallenden brandroten Haar dastand, eine einsame Prophetin der versunkenen, altgermanischen Heidenzeit.“ 2
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Inszenierungsverzeichnis
Ort
Datum
Autor und Stück
Rolle/Funktion
1890
Elberfeld
19.9.
Verdi: Der Troubadour
Leonore
1890
Barmen
8.11.
Donizetti: Luctretia Borgia
Lucretia
1891
Barmen
12.3.
Mozart: Don Juan
Donna Anna
1891
Barmen
23.3.
Bellini: Norma
Norma
1891
Preßburg
7.11.
Meyerbeer: Die Hugenotten
Valentine
1882
Berlin
26.9.
Beethoven: Fidelio
Leonore
1892
Coburg
3.12.
Verdi: Ein Maskenball
Amelia
1892
Coburg
18.12.
Zeller: Der Vogelhändler
Kurfürstin Marie
1893
Gotha
13.4.
Flotow: Alessandro Stradella
Leonore
1893
Gotha
27.4.
Leoncavallo: Der Bajazzo
Nedda
1893
Coburg
27.4.
Flotow: Alessandro Stradella
Leonore
1893
Coburg
22.10.
Halévy: Die Jüdin
Recha
1893
Coburg
17.12.
Lortzing: Undine
Berthalda
1893
Coburg
21.12.
Zeller: Der Vogelhändler
Kurfürstin Marie
1894
Gotha
18.2.
Weber: Der Freischütz
Agathe
1894
Gotha
4.3.
Lortzing: Zar und Zimmermann
Marie
1894
Gotha
7.3.
Gounod: Faust
Siebel
1894
Coburg
13.9.
Lortzing: Zar und Zimmermann
Marie
1894
Coburg
26.10.
Mozart: Figaros Hochzeit
Cherubino
1895
Coburg
12.9.
Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor
Frau Fluth
1896
Gotha
5.1.
Lortzing: Der Wildschütz
Baronin Freimann
1896
Gotha
11.1.
Meyerbeer: Der Prophet
Bertha
1896
Gotha
26.1.
Wagner: Tannhäuser
Venus
1896
Gotha
5.2.
Verdi: Rigoletto
Die Gräfin
1896
Gotha
29.2.
Bizet: Carmen
Carmen
1896
Gotha
3.5.
Weber: Der Freischütz
Agathe
1896
Coburg
6.9.
Meyerbeer: Robert der Teufel
Alice
1896
Coburg
3.10.
Wagner: Tannhäuser
Venus
1896
Coburg
1.11.
Lortzing: Der Waffenschmied
Marie
1897
Gotha
24.1.
Meyerbeer: Robert der Teufel
Alice
1903
Bern
25.9.
Wagner: Tannhäuser
Elisabeth
1903
Bern
14.10.
Verdi: Der Troubadour
Leonore
1903
Bern
30.10.
Beethoven: Fidelio
Leonore
1903
Bern
8.11.
Mozart: Die Zauberflöte
Königin der Nacht
1903
Bern
27.12.
Humperdinck: Hänsel und Gretel
Gretel
1904
Bern
7.1.
Wagner: Lohengrin
Ortrud
1904
Bern
25.2.
Gounod: Faust
Margarethe
1904
Bern
7.4.
Wagner: Die Walküre
Brünnhilde
1904
Bern
19.10.
Wagner: Der fliegende Holländer
Senta
1904
Bern
13.11.
Wagner: Tannhäuser
Elisabeth
1904
Bern
2.12.
Lortzing: Der Wildschütz
Die Baronin
1905
Bern
29.1.
Bizet: Carmen
Carmen
1905
Köln
3.9.
Wagner: Die Walküre
Brünnhilde
1905
Köln
14.9.
Wagner: Lohengrin
Ortrud
1905
Köln
24.9.
Verdi: Aida
Aida
1905
Köln
7.10.
Beethoven: Fidelio
Leonore
1905
Köln
31.10.
Wagner: Siegfried
Brünnhilde
1905
Köln
26.11.
Wagner: Die Walküre
Brünnhilde
1906
Köln
2.7.
Strauss: Salome
Salome
1906
Köln
6.9.
Wagner: Tristan und Isolde
Isolde
1906
Köln
23.9.
Verdi: Aida
Aida
1907
Köln
8.9.
Wagner: Tristan und Isolde
Isolde
1907
Köln
6.10.
Wagner: Die Walküre
Brünnhilde
1908
Köln
8.1.
Goldmark: Die Königin von Saba
Königin von Saba
1908
Köln
24.1.
Verdi: Aida
Aida
1908
Köln
2.9.
Wagner: Tristan und Isolde
Isolde
1908
Köln
13.9.
Wagner: Tannhäuser
Venus
1908
Köln
21.10.
Weingartner: Genesius
Pelagia
1909
Köln
1.9.
Beethoven: Fidelio
Leonore
1909
Köln
19.9.
Strauss: Elektra
Elektra
1909
Köln
5.11.
Mozart: Don Juan
Donna Anna
1909
Köln
21.11.
Beethoven: Fidelio
Leonore
1910
Köln
4.9.
Wagner: Die Walküre
Brünnhilde
1910
Köln
22.9.
Goldmark: Die Königin von Saba
Königin von Saba
1910
Köln
19.10.
Schillings: Ingwelde
Ingwelde
1910
Köln
18.12.
Borne: Die Girondisten
Laurence
1911
Köln
11.5.
Puccini: Tosca
Floria Tosca
1911
Köln
3.10.
Kaskel: Die Gefangene der Zarin
Zarewana Elisabeth
1911
Köln
6.10.
Strauss: Der Rosenkavalier
Octavian
1911
Köln
15.10.
Wagner: Die Walküre
Brünnhilde
1912
Köln
26.1.
Meyerbeer: Die Afrikanerin
Selica
1912
Köln
21.5.
Meyerbeer: Die Hugenotten
Valentine
1912
Köln
4.9.
Mascagni: Cavalleria rusticana
Santuzza
1912
Köln
14.12.
Wagner: Lohengrin
Ortrud
1913
Köln
1.9.
Wagner: Lohengrin
Ortrud
1914
Köln
2.10.
Wagner: Lohengrin
Ortrud
1914
Köln
11.12.
Wagner: Die Walküre
Brünnhilde
1915
Köln
18.5.
Goldmark: Die Königin von Saba
Königin von Saba
1915
Köln
13.11.
Halévy: Die Jüdin
Recha
1916
Köln
18.5.
Weber: Euryanthe
Eglantine
1916
Köln
15.6.
Wagner: Tristan und Isolde
Isolde
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Literatur
Kutsch, Karl Josef und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Band 1: A-L. Bern/Stuttgart: Francke 1987, S. 1203.
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Bestandsübersicht
Köln: Der Nachlass Alice Guszalewicz beinhaltet Korrespondenzstücke, Fotografien vornehmlich Rollen- und Zivilporträts vor allem aus ihrer Zeit an der Kölner Oper, darüber hinaus Repertoirebücher, Noten, Kritiken, Programmhefte, Besetzungszettel sowie Requisiten, Bühnenschmuck und Kostüme.
Für das Projekt wurde der Nachlass zu einem Großteil berücksichtigt. Der Nachlass beinhaltet darüber hinaus umfangreiche Konvolute zum Ehemann Eugen Guszalewicz und ihrer gemeinsamen Tochter Genia Guszalewicz. Gesamtumfang des Kölner Nachlasses: Drei Kästen (größtenteils berücksichtigt). Eine Digitalisierung der Requisiten und Kostüme wurde aufgrund des anders gelagerten Projektziels nicht vorgenommen. Als Ergänzungsbestände wurden Teile der Kritiken- und Programmheftabteilung der TWS sowie der Fotografischen Sammlung ebenfalls erfasst und digitalisiert.