Max Behrend

1862 - 1927

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  • Lebenslauf 1

    - 17. März 1862 (anderslautendes Geburtsjahr: 1863): geb. in Kolberg im heutigen Polen als Sohn eines Arztes

    - Ab 1881: Schauspielunterricht bei Gustav Berndal mit ersten Auftritten in Eisenach

    - 1881-1882: Engagements in Sondershausen, Landsberg a.d.W. und Halle a.d.S.

    - 1883/1884: Engagement am Landes- und Stadttheater Graz, später auch Auftritte am Kurhaustheater in Königsborn

    - 1884-1886: Engagement am Stadttheater Breslau und am Stadttheater Brünn, Gastspiele in Colberg und Budapest

    - 1886/1887: Engagement in Düsseldorf mit zahlreichen Gastspielen u.a. in Neuss, Wesel, Duisburg

    - 1887-1889: Engagement am Stadttheater Riga, Gastspiele in Colberg und Prag

    - 1890-1894: Engagement in Köln und Bonn, Gastspiele u.a. in Colberg, Erfurt, Merseburg, Weißenfels, Greiz, Plauen, Köthen, Aschersleben und in verschiedenen Städten des Ruhrgebiets

    - 1895/96: Engagement am Magdeburger Stadttheater

    - 1894-1996: Tournee mit dem kaiserlichen Alexandra-Theater, Gastspiele u.a. in Russland (St. Petersburg) und Rumänien

    - um 1895: Heirat mit der Radiererin Johanna Croiset van der Kop

    - Ab 1896: Engagement als Schauspieler in Bremen, Gastspiele u.a. in Magdeburg

    - Ab 1898: Engagement am Schillertheater in Berlin

    - 1900: Übersiedelung nach London an das Deutsche Theater, wo Behrend nicht nur als Charakterdarsteller tätig ist, sondern zum ersten Mal auch die Funktion des Regisseurs übernimmt; kurz darauf wird ihm zusätzlich die artistische Leitung der Bühne übertragen; Gastspiele in Heidelberg, Magdeburg und Manchester

    - 1905: Rückkehr nach Deutschland, Übernahme der Intendanz in Mainz

    - 1912-1916: Übernahme der Intendanz am Schauspielhaus Frankfurt

    - 3. Februar 1927: Max Behrend stirbt in Darmstadt

  • Zitate
    „Die Begeisterung für meinen Beruf, den ich von Kindheit an, wo ich mit meinen Schulkameraden, zum Schrecken meiner Angehörigen, in unsrer Gartenlaube fortwährend Theater spielte, liebte, hat mich allezeit über viele bittere Stunden emporgehoben und schließlich alle Schranken durchbrechen lassen, die Erziehung und klein bürgerliche Ansichten in meiner berühmten Vaterstadt Kolberg an der Ostsee, wo ich als Sohn eines sehr gesuchten Arztes geboren bin, mir Anfangs gestellt hatten. Ich ging auf und davon und wollte an den kleinsten Bühnen mein Glück versuchen. Da gewann ich in Berlin das Interesse des heute noch vielen Berlinern unvergeßlichen Hofschauspieler Berndal, der mich fast ein Jahr lang unterrichtete. Berndal huldigte der rein idealen Richtung, die auch auf meine künstlerische Entwicklung nun nicht ohne Einfluß war, wenn ich auch schließlich bekennen mußte, daß unsere heutige Zeit starke Concessionen an den Naturalismus verlangt. Gerade in den letzten Jahren ist denn auch in mir eine Wandlung vorgegangen. Noch heute aber bin ich der Ansicht, daß alles, was der Dichter groß, erhaben und schwungvoll geschildert, auch so dargestellt werden muß, und bedauere es, wenn Schiller’sche Verse von manchem Schauspieler wie eine Ibsen’sche Comödie behandelt werden. Solchen Grundsätzen getreu, habe ich mein Glück in der Welt versucht und keine Bühne war klein genug, auf der ich nicht mit Liebe gespielt.“ 2
    „Der verdienstvolle frühere Leiter der Bühnen in Mainz und Frankfurt verkörperte heute die Titelrollen der beiden Komödien Der Geizige und Tartüffe. Diese beiden Rollen geben Gelegenheit, schauspielerisches Können mannigfaltig zu zeigen. Herr Behrend bewies seinen alten Ruf als Charakterdarsteller. Sein Harpagon und Tartüffe waren bis in die kleinsten Züge scharf erfaßt, echte Molière-Gestalten lebten da vor uns auf. Die gute alte Schule zeigte sich in deutlichem Sprechen und ausdrucksvollem Spiel; jede Geste und besonders sein belebtes Mienenspiel unterstützten seine Worte. Man fühlte, daß Herr Behrend seine Rollen erschöpfend und durchaus geistig erfaßt hat.“ 3
    „Er ist ein denkender Künstler, der es mit seinem Beruf sehr ernst nimmt, und selbst die kleinste Szene sorgsam durchdenkt und ausarbeitet. Sein Spiel ist voll Leben und prägen sich die von ihm dargestellten Charaktere fest dem Gedächtnis des Zuhörers ein. […] Er beschäftigte sich auch mit der Schriftstellerei, verfaßte eine Anzahl Opernlibretti und kleiner Schauspiele, die in Köln, Halle, Magdeburg, Braunschweig etc. mit vollem Erfolg zur Darstellung gelangten.“ 4
  • Inszenierungsverzeichnis

    Ort

    Datum

    Autor und Stück

    Rolle/Funktion

    1885

    Breslau, Stadttheater

    17.1.

    Shakespeare: „Romeo und Julia“

    Darstellung

    Breslau, Stadttheater

    22.1.

    Lessing: „Emilia Galotti“

    Darstellung

    Breslau, Stadttheater

    21.2.

    Dumas: „Kean“

    Darstellung

    Breslau, Stadttheater

    23.2.

    Shakespeare: „Hamlet“

    Darstellung

    Breslau, Stadttheater

    25.2.

    Shakespeare: „König Lear“

    Darstellung

    1890

    Bonn, Stadttheater

    10.10.

    Bukowics: „Die Welt, in der man sich langweilt“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    31.10.

    Doczi: „Letzte Liebe“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    2.11.

    Schiller: „Kabale und Liebe“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    19.11.

    Lessing: „Emilia Galotti“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    28.12.

    von Wildenbruch: „Die Quitzow‘s“

    Darstellung

    1891

    Bonn, Stadttheater

    4.1.

    Lessing: „Nathan der Weise“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    8.1.

    Kadelburg: „Goldfische“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    13.2.

    Goethe: „Egmont“

    Darstellung

    Köln, Stadttheater

    17.2.

    Schumann: „Die Kinder der Excellenz“

    Diedrichsen, Musikdirektor a.D.

    Bonn, Stadttheater

    25.2.

    Schumann: „Die Kinder der Excellenz“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    20.03.

    Schiller: „Wilhelm Tell“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    29.03.

    „Onkel Bräsig“ nach Reuter: „Stromtid“

    Darstellung

    Köln, Stadttheater

    4. und 5.4.

    Reuter: „Hanne Rüte un de lütte Pudel“

    Heinrich Klump, Schmiedegeselle

    Köln, Stadttheater

    16.4.

    Schiller: „Maria Stuart“

    Darstellung

    Köln, Stadttheater

    19.4.

    Laube: „Graf Essex“

    Darstellung

    Köln, Stadttheater

    16.11.

    Schiller: Maria Stuart

    Großschatzmeister

    Köln, Stadttheater

    23.11.

    Raimund: „Der Bauer als Millionär“

    Das hohe Alter

    1892

    Köln, Stadttheater

    9.4.

    Schiller: „Wallensteins Lager“

    Arkebusier vom Regiment Tiefenbach

    Köln, Stadttheater

    9.4.

    Schiller: „Die Piccolomini“

    Buttler, Chef eines Dragonerregiments

    Köln, Stadttheater

    25.4.

    Shakespeare: „Hamlet“

    Polonius

    Bonn, Stadttheater

    18.9.

    Rauchenegger: „Jägerblut“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    13.11.

    Schiller: „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    18.11.

    von Wildenbruch: „Harold“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    20.11.

    von Redwitz: „Philippine Welser“

    Darstellung

    1893

    Bonn, Stadttheater

    19.2.

    Shakespeare: „Der Kaufmann von Venedig“

    Darstellung

    Bonn, Stadttheater

    26.2.

    Shakespeare: „Othello“

    Darstellung

    Köln, Stadttheater

    6.3.

    Shakespeare: „Othello“

    Jago

    Köln, Stadttheater

    29.4.

    Kleist: „Penthesilea“

    Aldrast, Hauptmann

    Köln, Stadttheater

    2.5.

    Schiller: „Die Räuber“

    Franz Moor

    1901

    London, Deutsches Theater

    [nicht ermittelt]

    Lessing: „Nathan der Weise“

    Nathan

    1915

    Frankfurt a.M., Schauspielhaus

    6.11.

    Fulda: „Die Rückkehr zur Natur“

    Regie

    1917

    Mainz, Stadttheater

    28.12.

    Molière: „Tartuffe“

    Tartuffe

  • Bestandsübersicht

    Köln: Der Nachlass Max Behrend umfasst eine Vielzahl von Korrespondenzstücken (u.a. von/an Max Grube und Carl Hagemann), Verträge, Spielverzeichnisse, Zeugnisse, Fotografien, Rezensionen sowie Besetzungszettel (v.a. Bonn und Breslau). Ein Teil des Nachlasses, vor allem die Korrespondenzstücke sowie die Theaterzettel, lagern in der Autografensammlung der TWS.

    Für das Projekt wurde der Teilnachlass zum Teil erfasst, aufgenommen und digitalisiert. Gesamtumfang des Kölner Teilnachlasses: Ein Kasten. Ergänzt wurde dieser Einzelbestand vor allem durch Theaterzettel aus der Kritiken- und Programmheftsammlung der TWS.

  • Literatur (Auswahl)

    Ludwig Eisenberg, 1903: Ludwig Eisenbergs großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert . Leipzig: List, S. 77.

    Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger (Hg.), 1928: Deutsches Bühnen-Jahrbuch, Jahrgang 39, S. 103.

Fußnoten:

1 Diese Zusammenstellung beruht auf einem handschriftlichen Spielverzeichnis von Max Behrend (Teil des Nachlasses).

2 Auszug aus einem undatierten Gastbeitrag von Max Behrend in einer Magdeburger Tageszeitung [TWS_OBJ0000485].

3 Auszug einer undatierten Rezension zu einem „Molière-Abend“ im Hessischen Landestheater Mainz [TWS_OBJ0000481].

4 Auszug aus Ludwig Eisenberg, Grosses biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert , Leipzig 1903, S. 77.